Erschienen in :          "Vaterstädtische Blätter"  
                         Lübecker Woche, den 12. Mai 1918

Flandrisches Kaleidoskop

von Kurt Erich Meurer, z.Zt. Belgien
mit vier Zeichnungen von Karl Gatermann, z.Zt. Belgien
Kurt Erich Meurer, der bekannte Lyriker,Verfasser der Versbücher "Vorspiel",
"Jeder Tag hißt Fahnen...", "Labyrinth", der mit Werfel und Hasenclever als einer
der Bannerträger neuer starker Kunst gelten muß, ist im Felde mit dem Maler
Karl Gatermann zusammengetroffen. Beide haben sich in der spärlichen
Mußezeit, die ihnen der militärische Dienst ließ, zu dem kleinen Kunstwerk
vereinigt, das Meurer "Flandrisches Kaleidoskop " nennt.

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Kurt Erich Meurer. Nach einer Zeichnung von     Karl Gatermann

Flandrisches Kaleidoskop

Baum hinter Baum und Hütte hinter Hütte -
So baut sich Flanderns flaches Bildwerk auf.

Ein Pflug im Feld, ein Bauer mit der Bütte
und Cirruswolken überm Kirchturmknauf.

An Stricken wimpeln bunte Wäschelaken,
der rote Backstein brennt wie Siegellack.
Den Hecken, die sich auseinanderhaken,
enttaucht die Mühle, ein gebauchtes Wrack.

Und immer : Weiden - Pappeln, Pappeln - Weiden,
doch schilt mir nicht die Landschaft monoton.
Die Wiesen lächeln und die Wiesen leiden -
Die F a r b e  blüht als ihrer Demut Lohn.

Hebt sie in Morgen- und in Abendwelten
in einer Strahlung mild und legendär.
Mit stillem Golde münzen, was sie gelten,
Kassiopeia und der Große Bär.

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Flandrisches Städtchen
Karl Gatermann d.Ä.

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