Flandrisches Dorf
Nach einer Zeichnung von Karl Gatermann

Feldwege schweifen in die Hügelfluchten
und sie beginnen so verheißungsvoll,
als ob aus den entlegnen Wolkenbuchten
ihr leichter Lauf das Licht heimholen soll.

Und plötzlich streben sie verstört zur Seite,
doch zwischen Furchen scheint ihr Schwung gestaucht.
Ein Hof verriegelt die gelobte Weite
und Glück ist nur, daß dünn ein Schornstein raucht.

Der Bäume Jugend und die Last der Greise
ist sich in keiner Gegend so verwandt.
Der Flur ist alt wie eine Landsknechtsweise
und Schauer hat ihr Sprossen übermannt,

als wüchse etwas in der Märzensonne,
das alle Welt in Bann des Grauens schlägt.
Und jung und tröstlich ist nur die Madonne,
die man am Sonntag durch die Kirche trägt.

Zuweilen stehn an Hof und Fleet beisammen
die Baumfiguren knorrig und geduckt,
die ihre Schatten ineinander rammen
und deren Astgewirr gewitternd zuckt.

Am Pflug des Bauern bäumen sich die Pferde,
ihn selber überläuft`s bei Hist und Hott :
Die Bäume stehn auf Flanderns freier Erde
wie ein Symbol und drohendes Komplott !


flandrisches dorf gatermann.jpg (31311 Byte)

Karl Gatermann

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