U n d  p l ö t z l i c h   s t a n d   e r   n e b e n    u n s

Erinnerung an die erste Begegnung mit OTTO FLATH

Im Jahr 1969 machten meine Frau und ich Urlaub im schön gelegenen Haus des Revierförsters am Ukleisee. Unsere Gastgeber hatten uns bald als besonders Kunstinteressierte kennengelernt. Deshalb gaben sie uns die Empfehlung : einmal nach Bad Segeberg zu fahren und dort die Kunsthalle des Holzbildhauers OTTO FLATH zu besuchen. Sie sagten uns, dass dieser besonders bewundernswerte Zeichnungen und Skulpturen geschaffen habe, welche zumeist von tiefer Religiosität Zeugnis ablegten. So sind unter seinen Händen u.a. über 40 Altäre geschaffen, die nicht nur in Deutschland ihren Standort fanden. Auch Themen der Musik, Sagen und Mythen sowie der Schriften des Alten und Neuen Testaments finden in seinen Werken ihren besonderen Ausdruck.
So fuhren wir nach Bad Segeberg in die Bismarckstraße, wo sich neben der Villa Flath die große Ausstellungshalle befand. Die Tür zu ihr stand einladend offen und wir traten in den großen Raum, der uns zunächst durch seine Stille und die ausstrahlende Intensivität seiner Werke gefangen hielt.
Nach einer Weile wagten wir über unseren Gesamteindruck und später auch über Details zu sprechen und waren völlig dem freudigen Erlebnis dieser Stunde hingegeben. Wir waren in dieser Mittagszeit die einzigen Besucher und unsere Diskussion war frei und ungezwungen. Und plötzlich stand er neben uns, der Schöpfer aller dieser Werke : OTTO FLATH, im weißen Kittel, mit gütigen Blicken die unter buschigen Brauen hervorleuchteten und uns leise und vertrauenerweckend begrüßten. Wir spürten, dass dieser Mensch in seiner demütigen Bescheidenheit ein Band um uns legte, welche eine geistige Stabilität einschloß, die unserem kleinen Kreis Festigkeit verlieh.
Im weiteren Verlauf unseres Gespräches verriet uns der Meister einige Praktiken seiner Arbeitsweise und führte uns in seine neben der Halle liegende Werkstatt. Dort wartete eine Anzahl Skulpturen auf ihre Vollendung. Hier bekamen wir erstmals Einblick in die sich ständig verändernde Thematik des künstlerischen Schaffens. Ein kleines noch unbearbeitetes Stückchen Holz fand seit diesem Tag auf meinem Bücherbord seinen festen Platz.
OTTO FLATH verließ uns für einige Minuten und kehrte mit dem Wunsch zurück: uns in der Villa Flath noch einige Räume zu zeigen, in denen für Besucher der Kunsthalle nicht zugängliche Werke aufbewahrt wurden. Ebenso viele kleine und größere Zeichnungen.
So gingen wir hinüber und wurden mit einer Herzlichkeit von dem Ehepaar Willi und Ellen Burmester empfangen, welche wie sich später herausstellen sollte, die Pflegeeltern und Förderer des jungen OTTO FLATH waren. Willi Burmester, eine begnadeter Maler und Ellen Burmester, die Seele des Hauses, von tiefer Religiosität geprägt, bildeten mit OTTO FLATH
eine feste familiäre Einheit, wie wir bei unseren späteren Besuchen immer wieder mit Beglückung feststellen konnten.
Die Zeit verging so schnell, dass wir es kaum bemerkten und Frau Burmester lud uns, zur unserer großen Überraschung, zum Abendessen ein. Wahrscheinlich hat sie unsere ehrliche Begeisterung für alle diese Kunstschätze empfunden, nicht ohne uns beim Abschied noch einige kleine Zeichnungen von OTTO FLATH als Geschenke mitgegeben zu haben.
Bei späteren Besuchen, in echter gegenseitiger Herzensverbindung und Freundschaft, erwarben wir außer größeren Zeichnungen des Meisters auch einige Skulpturen, welche uns täglich an den großen Menschen und Künstler OTTO FLATH und die vielen inhaltreichen Gespräche in dankbarer Verehrung erinnern.

                                                                     

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"Die Trauernde"     Otto Flath

 

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Zeichnungen  von Otto Flath


weitere Skulpturen:
Laut und leise   (Kurt Erich Meurer)
St. Franziskus  (Kurt Erich Meurer)